Manchmal, während ich in den frühen Morgenstunden die alten Feldwege entlang schleiche, unter dem sanften Schein des Mondes und umhüllt von der Stille des noch schlafenden Morgens, denke ich darüber nach, was sein könnte, hätte ich diesen einen, berühmten, einzigen Wunsch frei. Das Bild, das ich mir dann ausmale, mag auf den ersten Blick einfach und unscheinbar erscheinen, offenbart bei genauerem Hinsehen jedoch vielleicht den größten Luxus, den man sich vorstellen kann. Es ist nicht das Verlangen nach schnellen Autos, großen Häusern, teuren Uhren oder prall gefüllten Bankkonten, das mich in diesen Momenten erfasst, sondern der Wunsch nach einer kleinen, bescheidenen Hütte, gebaut aus Rundstämmen, die Zeugen von Jahrzehnten sind und durch Wind und Wetter gezeichnet wurden. An der Giebelseite, zur Rückseite hin, prangt ein gemauerter Kamin aus Findlingen, dessen Schornstein kühn aus dem Dach ragt. Ein stummer Zeuge unzähliger Feuer. Diese Hütte findet sich in den undurchdringlichen Tiefen eines alten Waldes, einem Ort, an dem die Geräusche der Zivilisation verstummen.

Die Hütte besteht aus nur zwei Zimmern: einem zum Schlafen, ausgestattet mit einem Bett aus grobem Holz, und einem weiteren Raum, der sowohl zum Kochen als auch zum Wohnen dient. Hier findet sich ein einfacher Tisch, eine Bank und eine Kochstelle, deren Geruch von Rauch tief in das Holz der Wände eingezogen ist. Es gibt kein Internet, kein Telefon, keinen Empfang. Kein Weg führt direkt dorthin; Wanderer verirren sich nicht an diesen abgeschiedenen Ort. Die Hütte ist so tief im Wald verborgen, dass sie kaum zu erreichen ist. Hinter der Hütte fließt ein Fluss, dessen Wasser klar und kalt ist. An klaren Winternächten, wenn der Vollmond den Schnee zum Glänzen bringt, kann man das Heulen der Wölfe hören. Rotwild, Füchse und andere Waldbewohner haben hier ebenfalls ihr Zuhause. Sie leben ungestört von menschlicher Anwesenheit, eingebettet in eine Welt, die noch ganz ihnen gehört.

Die Jahreszeiten ziehen in ihrem eigenen Rhythmus vorbei – verregnete Herbsttage, an denen die Blätter wie eine bunte Decke den Boden bedecken, und eiskalte Winternächte, in denen der Frost an den Fenstern kristallisiert. Der Frühling erwacht mit dem zarten Grün neuer Blätter und dem Gesang der Vögel, die sich in der erwachenden Natur verstreuen. Im Sommer dehnt sich die Wärme aus, und der Wald lebt auf in einem Kaleidoskop aus Grün, unterbrochen nur durch das gelegentliche Glitzern des Flusses im Sonnenlicht. Die einzige Stromquelle der Hütte ist eine kleine Solarplatte, die lediglich das Nötigste liefert. Das Wasser des Flusses dient zum Waschen und Kochen.

In den Regalen stehen alte Bücher, darunter „Walden“ von Thoreau, „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“, „Leaves of Grass“ von Walt Whitman sowie „Moby Dick“ und andere Klassiker, deren Seiten vom vielen Lesen wellig sind. Sie sind Zeugen der langen Abende bei Kerzenschein, in denen die Stille nur vom Knistern des Feuers und dem Rauschen des Windes durchbrochen wird. Diese Hütte ist ein Ort des Rückzugs, ein Ort, an dem ich die Stille nicht fürchte, sondern suche. Ein Raum, der sowohl Einsamkeit als auch Frieden bietet, tief im Herzen des Waldes, wo die Welt noch unberührt und wild ist.

Peace is always beautiful.

Dort, tief verborgen unter den Kronen alter Bäume, erwacht der Tag mit dem ersten zarten Licht der Morgensonne, das sanft durch die kleinen Fenster der Hütte fällt. Talko erhebt sich von seinem Schlafplatz neben dem Kamin und streckt sich ausgiebig, bevor er mich mit einem erwartungsvollen Blick ansieht. Nachdem ich mir eine einfache Hose und ein kariertes Flanellhemd angezogen habe, welches nahezu mit dem rustikalen Inneren der Hütte verschmilzt, gehen wir hinaus in die frische Morgenluft. Eine kühle Brise trifft uns, während ich mich den täglichen Routinen widme: Holz hacken für das Feuer, das nicht nur Wärme spendet, sondern auch Bestandteil des Kochvorgangs ist. Der Duft von frisch gespaltenem Holz vermischt sich mit dem erdigen Aroma des Waldes.

Später, nachdem das Frühstück auf der alten Kochstelle zubereitet und am Tisch gegessen wurde, folgen der Hund und ich dem Weg entlang des Flusses. Dieser, kaum erkennbar unter dem Teppich aus Nadeln und Laub, führt uns zu versteckten Orten, die nur wir kennen. Im dichten Nebel begegnen wir einem Silberreiher, der im seichten Wasser nach Nahrung stöbert. Mit etwas Glück erspähen wir das Rotwild oder entdecken die Spuren der Wölfe. Zurück in der Hütte widme ich die Nachmittage, sofern die täglichen Arbeiten erledigt sind, dem Lesen alter Bücher oder dem Zeichnen. Mit einfachen Kohlestiften halte ich die Szenen des Waldes fest – die Dynamik des fließenden Wassers, die Stille des laubbedeckten Bodens, die Berge, die Bäume und die Tiere des Waldes. Wenn der Abend naht und die Schatten sich verlängern, entfache ich das Feuer im Kamin. Die Flammen tanzen und werfen ein warmes, beruhigendes Licht in den Raum, ein Feuer, das nicht prahlt, sondern einlädt.

An einem Tag nehme ich mir ein altes Brett zur Hand, glätte es so gut es eben geht, bevor ich darauf mein Messer ansetze. Die Worte „Peace is always beautiful.“ von Walt Whitman aus „Leaves of Grass“ schnitze ich bedächtig in das Holz, jeder Buchstabe wird sorgsam und mit Respekt vor seiner Bedeutung eingearbeitet. Mit dem fertigen Schild in den Händen trete ich hinaus unter den Sternenhimmel, hänge es über die Tür und trete einen Schritt zurück, um es zu betrachten. Es passt genau dorthin. Dort, in dieser einfachen Hütte, finde ich das, was das moderne Leben oft vermissen lässt: eine unkomplizierte Existenz, durchdrungen von der Poesie und der Kunst des Lebens, wo jeder Tag ein stilles, neues Abenteuer mit sich bringt. Ja, hätte ich nur einen einzigen Wunsch frei, dann wäre es dieser.

Endlich ist es September. Noch hält der Sommer die Welt fest umklammert, doch ich stehe am Fenster und erahne, wie bald der Herbst die Regie übernehmen wird. Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie die Blätter ihre Farben wechseln werden, wie sie sanft zu Boden gleiten und die Wege mit einem Teppich aus Gold und Kupfer bedecken werden. Die Zeit wird anbrechen, in der die Natur ihr letztes großes Schauspiel inszeniert, bevor sie in den tiefen Schlaf des Winters sinkt. Ich spüre bereits den Drang, hinauszugehen und Teil dieses Dramas zu werden. Ja, ich liebe den Herbst, nicht weil er sanft ist – das ist er keineswegs. Er fordert heraus. Bald wird der Wind seine Klingen schärfen, die Luft wird kühler werden, und die Pfade, die im Sommer vor Leben strotzten, werden immer häufiger in stiller Leere verharren. Ein perfekter Zufluchtsort für jemanden wie mich, der die Einsamkeit der Natur sucht, um sich selbst immer wieder neu zu entdecken.

In meinem Rucksack werde ich alles Nötige tragen: eine Flasche Wasser, einige robuste, selbstgemachte Brote und meine alte, verlässliche Kamera. Die Kamera und mein Hund Talko werden meine ständigen Begleiter sein. Während der Hund die Umgebung mit seiner Nase erkundet, wird die Kamera die stillen Wunder einfangen, die der Herbst zu bieten hat: das Spiel des Lichts zwischen den Ästen, die Tiere, die sich auf den Winter vorbereiten, die letzten mutigen Blumen, die der Kälte trotzen. Der Wald im Herbst wird wie ein alter Freund sein, der stets für eine Überraschung gut ist. Die Bäume werden majestätisch in den Himmel ragen, ihre entblößten Äste werden nach der grauen Unendlichkeit greifen. Unter meinen Füßen wird das Laub knirschen, und jeder meiner Schritte wird mich daran erinnern, dass ich lebe, hier, mitten in dieser sich verändernden Natur.

Manchmal werde ich anhalten, mich an einen Baum lehnen und die Augen schließen. Ich werde den Wind hören, das Flüstern der Blätter, das ferne Krächzen eines Raben. Diese Momente werden mir die Klarheit schenken, die mir im Alltag so oft fehlt. Dieser Herbst wird mich daran erinnern, dass das Leben Veränderung bedeutet, dass wir loslassen müssen, um weiterzukommen. Und wenn ich nach Stunden des Umherstreifens nach Hause zurückkehre, werde ich mich erneuert fühlen. Meine Wangen, gerötet vom kalten Wind, meine Beine, erschöpft, doch mein Geist, hellwach. Ich werde den Herbst erlebt haben, ihm ins Gesicht geschaut und gewusst haben, dass meine Zeit gekommen ist.

Ich schätze den Herbst auch wegen seiner wiederkehrenden Dunkelheit, die in einem wundersamen Zusammenspiel mit der Kälte die Gemütlichkeit in das Wohnzimmer zurückbringt. Bald werden Kerzen auf der Fensterbank flackern, ihr sanftes Licht wird tanzende Schatten an die Wände werfen. Eine warme Decke wird wie eine Einladung auf dem Sofa liegen, und ein gutes Buch wird darauf warten, mir Geschichten aus längst vergessenen Zeiten zu erzählen. Theodor Storm wird, wie in jedem Jahr, in einer verregneten Nacht vom Schimmelreiter Hauke Haien berichten. Er wird die düstere, gespenstische Atmosphäre heraufbeschwören, von den rauen Wetterbedingungen erzählen und von der stürmischen Nordsee, während sich um mich herum der Geruch von Zimt, Vanille, Äpfeln und Karamell im Raum ausbreitet und eine fast greifbare Aura der Behaglichkeit schafft.

Und wenn ich nicht lese, werde ich Filme schauen, die die Dunkelheit draußen aufgreifen, während vor den Fenstern der Regen und der Sturm ihren eigenen wilden Tanz aufführen. Das Prasseln des Regens gegen die Scheiben wird die perfekte Begleitung für melancholische Filmabende bieten, bei denen die Geschichten auf dem Bildschirm und die Unwetter draußen in einen seltsamen Einklang treten.

…und im Radio läuft ein Oasis Song

Und in der Stille eines goldenen Oktobertages, wenn das Licht sanft durch die Kronen der Bäume gleitet und die Welt in ein unwirklich warmes Leuchten hüllt, beginnt der Weg am Waldrand leise, fast unhörbar, ein längst vergessenes Gedicht zu flüstern. Die Bäume, stolz und alt, kleiden sich in ein prächtiges Gewand aus Orange, Rot und Gelb. Es wird ein sanftes Flammenmeer sein, das unter dem grauen Himmel umso leuchtender erscheint. Jeder Schritt auf dem weichen, von Laub bedeckten Weg wird für mich zu einem Eintauchen in eine ruhigere Zeit sein. Momente der Entschleunigung in einer Welt, die sich zu oft hastig um sich selbst dreht. Der Herbst spricht in leisen, fast flüsternden Tönen von der Vergänglichkeit und der Schönheit des Loslassens. Er erzählt mir, dass in jedem Ende auch ein verborgener Anfang liegt.

Und wenn ich dann am Abend, nachdem die Nacht den Tag längst sanft erlöst hat, erschöpft auf meinem Sofa sitze, werde ich mir selbst kleine Geschichten vom Ankommen erzählen. In diesen Geschichten werde ich leise lächeln und von einem stillen Frieden träumen, der sich wie ein zarter Schleier über meine Gedanken legt. Mit beiden Händen werde ich die Kaffeetasse umschließen, den letzten Schluck des längst kalt gewordenen Kaffees trinken und die Augen schließen. Im Radio läuft ein Oasis Song.

„Don’t Look Back in Anger“.

Wenn ich morgens um halb vier auf der Straße stehe, ist die Welt still. Hier gibt es keine Autos, die vorbeifahren, kein Lärm aus den Nachbarwohnungen, keine Anrufe, keine E-Mails, die meine Aufmerksamkeit fordern. Es ist eine Zeit, in der die Welt in einer Art friedlichen Schwebezustand verharrt, bevor der Sturm des Tages beginnt. In diesen Stunden rede ich mir ein, die Welt gehört mir allein. Es ist, als ob ich ein kleines Stück Zeit stibitze, das niemand sonst bemerkt hat. Und wenn um 5:00 Uhr der Tag für die meisten anderen beginnt, die ersten Vögel singen und die ersten zaghaften Lichtstrahlen durch die Fenster brechen, hinter denen sich Menschen beginnen zu regen, habe ich den ersten Spaziergang hinter mir, ungestört von der Unruhe der Welt. Für mich beginnt jeder Morgen um viertel nach drei, ich mache mich frisch, packe meine Sachen und stehe um halb vier vor der Tür. Ja, der Morgen hat, so sagt man, Gold im Mund. Und das Gold, das ich darin finde, ist das Gefühl, einen Vorsprung zu haben, wenn die anderen gerade erst ihre Augen öffnen. Es ist das Gold der Einsamkeit, der Konzentration, der Stille. Es ist mein Gold, und ich würde es um nichts in der Welt tauschen.

10 Kilometer

In diesen stillen Morgenstunden, wenn ich mit Talko unsere täglichen zehn Kilometer durch die friedliche Landschaft spaziere, über die alten Feldwege, wo das Mondlicht so hell scheint, dass ich meine Taschenlampe in der Tasche lassen kann, finde ich eine besonders kostbare Zeit. Während Talko mit seiner Nase unermüdlich durch das Gras am Wegesrand streift und die Welt auf seine eigene, unnachahmliche Weise erkundet, hebe ich meinen Blick zu den Sternen. An klaren Nächten, wenn kein Wolkenschleier den Himmel bedeckt, betrachte ich das alte Licht der Sterne, das so lange unterwegs war, dass manche ihrer Quellen vielleicht schon erloschen sind, bevor ihr Schein mich erreicht. Oder ich bestaune den Mond, der an solchen Nächten fast 375.000 Kilometer entfernt ist, und dennoch eine Kraft hat, die ausreicht, um gewaltige Meere unserer Erde zu bewegen. Diese Momente der Kontemplation erden mich und erinnern daran, wie nichtig viele meiner täglichen Sorgen sind im Angesicht der unfassbaren Weite des Universums. Jedes Mal, wenn ich in diese Betrachtungen eintauche, finde ich ein Stück Gelassenheit, welche mich den Tag über begleitet, eine stille Gewissheit, dass alles seinen Platz hat im großen Ganzen.

Nun, da der Sommer in den Herbst übergeht, bin ich zurück, bevor die ersten Sonnenstrahlen den Horizont küssen. Die Straßen beleben sich allmählich, während die ersten Menschen ihrer Arbeit entgegeneilen oder von ihr heimkehren. Aus den Fenstern der Wohnungen und Häuser ergießt sich warmes Licht auf die Gehwege und Straßen. Einige sind auf Fahrrädern unterwegs, andere auf E-Scootern, doch nur wenige machen sich zu Fuß auf den Weg. Der unwiderstehliche Duft frischer Backwaren zieht aus der kleinen Bäckerei, die allerdings erst in dreiviertel Stunden öffnet. Und wenn die ersten Kunden ihre frischen Brötchen holen, sitze ich bereits am Küchentisch, genieße meinen Kaffee und esse Magerquark. Zeitungen bekomme ich keine und die meisten Nachrichten bleiben ungelesen und ungehört, da ich bewusst die Flut an Informationen, die täglich auf mich einströmt, reduziere. Es scheint, als hätten die vergangenen Jahre zu viele Bilder, zu viele Geschichten und zu viele unnötige Dinge in mein Leben gebracht, die ich nie wirklich sehen wollte. Diese bewusste Entscheidung, weniger zu wissen, fühlt sich für mich mehr als richtig an.

Die Entscheidung, jeden Morgen Sport zu treiben, erweist sich als ebenso treffend. An jedem Tag, bis auf Mittwoch und Sonntag, widme ich mich einem 90-minütigen Training. Der Beginn ist stets gleich: Aufwärmen mit Laufen auf der Stelle, rhythmisch die Knie hebend, schneller und schneller. Dann folgt imaginäres Seilspringen, synchron zur Musik. Langsam spüre ich, wie die Wärme meinen Körper durchdringt, mein Puls sich erhöht und meine Atmung schneller wird. Burpees – ein Sprung, ein Beugen, ein Liegestütz, zurück in den Stand. Die Minuten ziehen sich, jedes Intervall fordert seinen Tribut. Es wechseln Planks mit schnellen Fußbewegungen und weiteren Burpees. Mein T-Shirt ist durchgeschwitzt, Schweiß tropft zu Boden, jede Atempause ist eine kleine Erlösung.

Es folgt ein Kettlebell-Training. Ich nehme die verschieden schweren Kettlebells zur Hand und starte mit Schwüngen. Die Kettlebells fordern Präzision und Kontrolle; ich schwinge sie zwischen meinen Beinen hindurch, hoch bis zur Brust. Meine Schultern und Arme nehmen die Anstrengung auf. Dann kommen Kniebeugen, die Kettlebell vor der Brust, um Beine und Bauch intensiv zu beanspruchen. Jede Bewegung zielt darauf ab, die Muskeln vollständig zu aktivieren. Dann kommen die Kurzhanteln zum Einsatz. Für die Arme mache ich Bizeps-Curls, langsam und kontrolliert, die Muskelkontraktion intensivierend mit jedem Zug. Trizepsdrücken über dem Kopf folgt, um die Rückseite der Oberarme zu straffen. Die Schultern bearbeite ich mit seitlichen Hebeübungen und Frontraises, stets aus dem Schultergelenk heraus. Auch die Brust wird nicht vernachlässigt. Liegestütze in verschiedenen Handpositionen, um unterschiedliche Bereiche der Brustmuskulatur zu fordern, gefolgt von Brustpressen mit Kurzhanteln, liegend auf einer Matte. Ich atme tief ein, senke die Hanteln, und atme aus, während ich sie kraftvoll nach oben drücke. Zum Abschluss konzentriere ich mich auf die Bauchmuskulatur. Crunches, Beinheben und Planks in Variationen halten die Intensität hoch und fordern den gesamten Core. Die Anstrengung ist greifbar, und jede Serie bringt mich meinem Ziel näher, einen fitten und gesunden Körper zu formen.

Durch diese disziplinierte und umfassende Morgenroutine ist es kaum verwunderlich, dass ich bis 9:00 Uhr bereits 2.000 zusätzliche Kalorien verbrannt habe. Das intensive Training, gepaart mit einem zehn Kilometer langen Spaziergang, stellt meinen Körper vor eine enorme energetische Herausforderung. Diese Aktivitäten sind gezielt darauf ausgelegt, eine maximale Kalorienverbrennung zu erreichen, verstärkt durch die Intensität und die Vielfalt der Übungen. Das frühe Aufstehen kombiniert mit sofortiger körperlicher Aktivität treibt meinen Stoffwechsel schnell in die Höhe, was zu einem erheblichen Kalorienverbrauch schon am frühen Morgen führt. Diese Form des morgendlichen Trainings beeinflusst nicht nur meine körperliche Gesundheit positiv, sondern auch meine geistige Klarheit und mein emotionales Wohlbefinden. Die Ruhe und Stille des Morgens, zusammen mit der körperlichen Anstrengung, kreieren eine Atmosphäre der Einkehr und Selbstreflexion, die es mir ermöglicht, den Tag mit einem Gefühl von Vollkommenheit und Zufriedenheit zu beginnen. Indem ich mich selbst herausfordere und meinen Körper an seine Grenzen treibe, entdecke ich einen tiefen inneren Frieden, der mich den ganzen Tag begleitet und mich darauf vorbereitet, sämtliche Herausforderungen mit Zuversicht und Entschlossenheit zu meistern.

Tatsächlich fühlt sich jeder Morgen an, als würde ich mich Schritt für Schritt einem titanischen Zustand nähern. Mit jedem Sprung, jedem gehobenen Gewicht und jeder vollendeten Wiederholung wächst nicht nur die Stärke meines Körpers, sondern auch die Unbeugsamkeit meines Willens. Der Morgendunst wirkt wie der Vorhang zu einer Bühne, auf der ich täglich das Drehbuch eines epischen Dramas schreibe, dessen Hauptdarsteller ich selbst bin, unaufhaltsam auf dem Weg, meine eigene Legende zu formen. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur bescheuert. Wer weiß das schon?

In der flimmernden Stille nach einem drückend heißen Tag lag die Welt unter mir wie ein schlafender Riese. Ich blickte beeindruckt durch das Dachfenster. Am Himmel, der so finster war, dass selbst die angebrochene Nacht darüber staunte, entfesselten sich die Götter. Blitze zuckten wie die Synapsen eines weltumspannenden Gehirns, flüchtig und doch so präzise, dass jeder Lichtstrahl eine Geschichte von roher, ungebändigter Energie erzählte. Donner rollte, ein tiefes Grollen. Die Geräusche des Alltags verstummten, erdrückt unter der Macht des wachsenden Orchesters am Himmel. Wie ein stummer Zeuge stand ich am Fensterrahmen und schaute zu, wie sich das Gewitter in seiner ganzen theatralischen Pracht entfaltete. Regentropfen fielen, erst zaghaft, dann immer entschlossener. Sie trommelten mehr und mehr gegen das Glas des Fensters. Sie zeichneten wilde Muster, liefen in kleinen Bächen herunter, verwischten die Grenzen zwischen drinnen und draußen. In diesem gewaltigen Naturschauspiel fand ich eine unerwartete Ruhe, eine tiefe Bewunderung für die Kraft und Schönheit der Natur. Es war ein wahrhaft fantastisches Erlebnis, dieses gewaltige Gewitter zu beobachten.

Als ich an diesem Morgen, es mag gegen vier Uhr gewesen sein, mit Talko an der Feuerwehrwache vorbeispazierte, beobachtete ich, wie die letzten Einsatzkräfte aus dem Gebäude kamen. Sie stiegen in ihre Privatwagen – einige fuhren vermutlich direkt nach Hause, um die wenigen Stunden bis zum Tageslicht noch zu schlafen, andere vielleicht direkt zur Arbeit. Wissen konnte ich es nicht. Ihre Gesichter verrieten nichts Genaues, doch die Erschöpfung war ihnen anzusehen. Sie hatten wahrscheinlich die Nacht mit Arbeit verbracht, vielleicht indem sie Keller, die sich mit Regenwasser vollgesogen hatten, leerpumpten oder umgestürzte Bäume zerteilten, die wie gefallene Riesen die Straßen blockiert hatten. Ich warf einem mir unbekannten Mann, dessen Gesicht von einer Straßenlaterne nur schemenhaft beleuchtet wurde, einen flüchtigen Gruß zu. Er nickte kurz. Seine Kollegin, die in ihrem Auto an mir vorbeifuhr, blickte auf die Straße, als wäre sie allein mit ihren Gedanken und der Nacht, die gerade hinter ihr lag.

War es eine anstrengende Nacht?“, fragte ich, während er die Tür seines Wagens öffnete.
Ach, fragen Sie besser nicht“, kam es zurück. „Ich hätte lieber geschlafen. Aber es nützt ja nichts.
Vielen Dank dafür“, erwiderte ich.

Doch ich wusste, dass meine Dankbarkeit, so ehrlich sie auch gemeint war, wenig an seiner Erschöpfung ändern konnte. Er und seine Kolleginnen und Kollegen, sie taten ihre Arbeit nicht für Dankbarkeit oder Anerkennung. Sie taten sie aus einer tiefen Überzeugung heraus, aus einem Pflichtgefühl gegenüber der Gemeinschaft, das stärker war als die eigene Erschöpfung. Ich setzte meinen Weg fort, den Blick zurückgeworfen auf die abziehenden Wagen. Ihre Rücklichter waren wie letzte Glutspuren in der Morgendämmerung. 

Während ich in der Nacht am Dachfenster stand, eingehüllt in die Dunkelheit, die nur vom Aufblitzen des Gewitters durchbrochen wurde, ließ ich mich von der majestätischen Schönheit der Natur faszinieren. Die Blitze malten bizarre Muster über den Himmel, der Regen prasselte gegen das Glas, eine Symphonie der Elemente, die mich beeindruckte. Doch während ich dort stand, gebannt von diesem Naturspektakel, waren draußen, in der gleichen Nacht, Menschen in Uniformen unterwegs, die sich durch das Unwetter kämpften, um die Folgen zu bewältigen. Ohne jede Entlohnung, getrieben nur von der reinen Leidenschaft, anderen Menschen zu helfen, bewegten sie sich durch die dunklen Stunden. Sie arbeiteten unermüdlich, halfen, wo sie nur konnten, und kümmerten sich um die Schäden, die das Gewitter hinterlassen hatte. Einige Straßenabschnitte waren komplett gesperrt, da Wassermassen die Fahrbahnen unpassierbar gemacht hatten. Aus den Kellerschächten ragten Schläuche, an deren Enden Pumpen unermüdlich arbeiteten, um das eingedrungene Wasser wieder nach draußen zu befördern.

Und an diesem Morgen, wurde mir wieder einmal bewusst, dass alles im Leben stets zwei Seiten hat. Es gibt keine Ebbe ohne Flut, keinen Tag ohne Nacht, keine Erleichterung ohne vorhergehenden Schmerz. Während man selbst vielleicht die erhabene Schönheit und die atemberaubende Faszination eines Gewitters erlebt, müssen andere Menschen zur gleichen Zeit Herausforderungen bewältigen, die sie sich niemals gewünscht hatten. Ich dachte darüber nach, wie privilegiert ich war, das Unwetter aus der sicheren Distanz eines warmen Zimmers betrachten zu können, während andere sich durch die Dunkelheit und Nässe bewegten, um Ordnung in das Chaos zu bringen. 

Das Foto stammt natürlich aus der Vergangenheit und nicht aus meinem Dachfenster.