Ein Wunsch.
Manchmal, während ich in den frühen Morgenstunden die alten Feldwege entlang schleiche, unter dem sanften Schein des Mondes und umhüllt von der Stille des noch schlafenden Morgens, denke ich darüber nach, was sein könnte, hätte ich diesen einen, berühmten, einzigen Wunsch frei. Das Bild, das ich mir dann ausmale, mag auf den ersten Blick einfach und unscheinbar erscheinen, offenbart bei genauerem Hinsehen jedoch vielleicht den größten Luxus, den man sich vorstellen kann. Es ist nicht das Verlangen nach schnellen Autos, großen Häusern, teuren Uhren oder prall gefüllten Bankkonten, das mich in diesen Momenten erfasst, sondern der Wunsch nach einer kleinen, bescheidenen Hütte, gebaut aus Rundstämmen, die Zeugen von Jahrzehnten sind und durch Wind und Wetter gezeichnet wurden. An der Giebelseite, zur Rückseite hin, prangt ein gemauerter Kamin aus Findlingen, dessen Schornstein kühn aus dem Dach ragt. Ein stummer Zeuge unzähliger Feuer. Diese Hütte findet sich in den undurchdringlichen Tiefen eines alten Waldes, einem Ort, an dem die Geräusche der Zivilisation verstummen.
Die Hütte besteht aus nur zwei Zimmern: einem zum Schlafen, ausgestattet mit einem Bett aus grobem Holz, und einem weiteren Raum, der sowohl zum Kochen als auch zum Wohnen dient. Hier findet sich ein einfacher Tisch, eine Bank und eine Kochstelle, deren Geruch von Rauch tief in das Holz der Wände eingezogen ist. Es gibt kein Internet, kein Telefon, keinen Empfang. Kein Weg führt direkt dorthin; Wanderer verirren sich nicht an diesen abgeschiedenen Ort. Die Hütte ist so tief im Wald verborgen, dass sie kaum zu erreichen ist. Hinter der Hütte fließt ein Fluss, dessen Wasser klar und kalt ist. An klaren Winternächten, wenn der Vollmond den Schnee zum Glänzen bringt, kann man das Heulen der Wölfe hören. Rotwild, Füchse und andere Waldbewohner haben hier ebenfalls ihr Zuhause. Sie leben ungestört von menschlicher Anwesenheit, eingebettet in eine Welt, die noch ganz ihnen gehört.
Die Jahreszeiten ziehen in ihrem eigenen Rhythmus vorbei – verregnete Herbsttage, an denen die Blätter wie eine bunte Decke den Boden bedecken, und eiskalte Winternächte, in denen der Frost an den Fenstern kristallisiert. Der Frühling erwacht mit dem zarten Grün neuer Blätter und dem Gesang der Vögel, die sich in der erwachenden Natur verstreuen. Im Sommer dehnt sich die Wärme aus, und der Wald lebt auf in einem Kaleidoskop aus Grün, unterbrochen nur durch das gelegentliche Glitzern des Flusses im Sonnenlicht. Die einzige Stromquelle der Hütte ist eine kleine Solarplatte, die lediglich das Nötigste liefert. Das Wasser des Flusses dient zum Waschen und Kochen.
In den Regalen stehen alte Bücher, darunter „Walden“ von Thoreau, „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“, „Leaves of Grass“ von Walt Whitman sowie „Moby Dick“ und andere Klassiker, deren Seiten vom vielen Lesen wellig sind. Sie sind Zeugen der langen Abende bei Kerzenschein, in denen die Stille nur vom Knistern des Feuers und dem Rauschen des Windes durchbrochen wird. Diese Hütte ist ein Ort des Rückzugs, ein Ort, an dem ich die Stille nicht fürchte, sondern suche. Ein Raum, der sowohl Einsamkeit als auch Frieden bietet, tief im Herzen des Waldes, wo die Welt noch unberührt und wild ist.
Peace is always beautiful.
Dort, tief verborgen unter den Kronen alter Bäume, erwacht der Tag mit dem ersten zarten Licht der Morgensonne, das sanft durch die kleinen Fenster der Hütte fällt. Talko erhebt sich von seinem Schlafplatz neben dem Kamin und streckt sich ausgiebig, bevor er mich mit einem erwartungsvollen Blick ansieht. Nachdem ich mir eine einfache Hose und ein kariertes Flanellhemd angezogen habe, welches nahezu mit dem rustikalen Inneren der Hütte verschmilzt, gehen wir hinaus in die frische Morgenluft. Eine kühle Brise trifft uns, während ich mich den täglichen Routinen widme: Holz hacken für das Feuer, das nicht nur Wärme spendet, sondern auch Bestandteil des Kochvorgangs ist. Der Duft von frisch gespaltenem Holz vermischt sich mit dem erdigen Aroma des Waldes.
Später, nachdem das Frühstück auf der alten Kochstelle zubereitet und am Tisch gegessen wurde, folgen der Hund und ich dem Weg entlang des Flusses. Dieser, kaum erkennbar unter dem Teppich aus Nadeln und Laub, führt uns zu versteckten Orten, die nur wir kennen. Im dichten Nebel begegnen wir einem Silberreiher, der im seichten Wasser nach Nahrung stöbert. Mit etwas Glück erspähen wir das Rotwild oder entdecken die Spuren der Wölfe. Zurück in der Hütte widme ich die Nachmittage, sofern die täglichen Arbeiten erledigt sind, dem Lesen alter Bücher oder dem Zeichnen. Mit einfachen Kohlestiften halte ich die Szenen des Waldes fest – die Dynamik des fließenden Wassers, die Stille des laubbedeckten Bodens, die Berge, die Bäume und die Tiere des Waldes. Wenn der Abend naht und die Schatten sich verlängern, entfache ich das Feuer im Kamin. Die Flammen tanzen und werfen ein warmes, beruhigendes Licht in den Raum, ein Feuer, das nicht prahlt, sondern einlädt.
An einem Tag nehme ich mir ein altes Brett zur Hand, glätte es so gut es eben geht, bevor ich darauf mein Messer ansetze. Die Worte „Peace is always beautiful.“ von Walt Whitman aus „Leaves of Grass“ schnitze ich bedächtig in das Holz, jeder Buchstabe wird sorgsam und mit Respekt vor seiner Bedeutung eingearbeitet. Mit dem fertigen Schild in den Händen trete ich hinaus unter den Sternenhimmel, hänge es über die Tür und trete einen Schritt zurück, um es zu betrachten. Es passt genau dorthin. Dort, in dieser einfachen Hütte, finde ich das, was das moderne Leben oft vermissen lässt: eine unkomplizierte Existenz, durchdrungen von der Poesie und der Kunst des Lebens, wo jeder Tag ein stilles, neues Abenteuer mit sich bringt. Ja, hätte ich nur einen einzigen Wunsch frei, dann wäre es dieser.