Nicht mehr der, der ich war.
Menschen ändern sich. Manchmal durch eigene Entscheidungen, manchmal durch das Leben selbst. Sie suchen nach Verbesserung, Erkenntnis, manchmal auch nur nach einem anderen Blick auf die Welt. Innere Antriebe, wie der Wunsch nach Selbstverwirklichung, treiben sie an. Sie lernen, überwinden, wachsen. Doch oft sind es äußere Umstände: ein neuer Job, eine Beziehung, manchmal der Druck der Gesellschaft. Diese Ereignisse zwingen zur Anpassung, zum Umdenken. Der Prozess ist schleichend, manchmal schmerzhaft, oft bereichernd. Er erfordert Reflexion, die Bereitschaft zu lernen, sich zu verändern. Veränderung ist das Wesen des Lebens, unausweichlich, notwendig. Sie formt uns, lässt uns wachsen, uns selbst und hilft, die Welt besser verstehen.
Ich bin ein anderer geworden. Viele, die meinen, mich zu kennen, täuschen sich. Sie sehen mein Gesicht, kennen meinen Namen, aber das Wesen dahinter bleibt ihnen verborgen. Der Mensch von vor zehn Jahren, sogar der von vor Wochen, existiert nicht mehr. Ich habe mich verändert, und diese Wandlung gefällt mir. Ich habe gelernt, mich selbst zu lieben.
Äußere Umstände zwangen mich, mich zu sehen, wirklich zu sehen. Ich trug eine Maske, spielte Rollen, die nicht mehr die meinen waren. Emotionale Schmerzen, tiefes Leid – sie waren Warnsignale, Hinweise darauf, dass ich gegen meine eigene Wahrheit lebte. Ich sprach mit Menschen, die das Leben verstanden, öffnete mich ihnen. Im Austausch erhielt ich kostbare Zeit – Zeit, die mit neuen Perspektiven, unzähligen Möglichkeiten gefüllt war. Ich lernte, dass Grenzen oft nur in meinem Kopf existierten, ohne Berechtigung, ohne Sinn. So ließ ich los, was mich einengte, und sah klar, was ich nicht wollte. Das war der Beginn.
Wir gaben uns Zeit, lauschten einander. Langsam verstand ich: Ich war immer genau dort, wo ich sein sollte. Nach und nach begriff ich, dass alles, was geschah, seinen Platz hatte. Diese tiefe Einsicht, das Annehmen des Moments, schenkte mir Ruhe und Vertrauen. Sie lehrte mich, mich selbst zu lieben, mich an die Spitze meines Lebens zu stellen. In der Stille unserer Gespräche lernte ich, wirklich zuzuhören. Ich begann zu verstehen, dass ich stets zur rechten Zeit am rechten Ort war, jedes Mal, bei jeder Gelegenheit. Stück um Stück begann ich zu begreifen, dass jeder Moment, jede Begegnung genau richtig war, so zufällig, so schön oder so schmerzhaft sie auch erschien. Schritt für Schritt erkannte ich, dass alles seinen richtigen Platz im Gefüge des Lebens hatte.
Diese Erkenntnis, tief und klar, lehrte mich, den Augenblick anzunehmen. Sie brachte mir eine Ruhe, ein Vertrauen, das ich lange vermisst hatte. In diesem Vertrauen fand ich den Weg zurück zu mir selbst, lernte wieder, mich zu lieben. Ich setzte mich an die Spitze meines Lebens, entschlossen, jeden Moment in seiner ganzen Fülle zu erleben.
In jenem Moment ließ ich die Vergangenheit los und hörte auf, mir um die Zukunft Sorgen zu machen. Das Leben, das erkannte ich, existiert nur jetzt, in diesem Augenblick, wo alles geschieht. Meine Ängste, die Sorge um Verlorenes, die Furcht vor dem Unbekannten – sie machten mich klein, krank. Ich schob mein Ego beiseite, sah meinen Verstand als bloßes Werkzeug und gab der Stimme meines Herzens den Vorrang. In einem Atemzug befreite ich mich von allem, was mir schadete, was mich von meinem wahren Ich entfernte. Ich begann zu schreiben, was mir am Herzen lag, tat, was mir Freude bereitete. Manche nennen es Egoismus, doch sie verstehen nicht: Es ist Selbstliebe.
Vergebung…
Das Erkennen und Leben des eigenen wahren Selbst ist ein Akt der Verwandlung, der weit über das Ich hinausstrahlt. Ich spürte dies, als Freunde zu Fremden wurden, als sich die Vertrautheit in Distanz verwandelte. Der Schmerz war da, ein unvermeidlicher Begleiter solcher Veränderungen. Doch ich entschied mich, diesen Schmerz zu spüren, ohne mich dem Leid hinzugeben. Die Menschen, die sich abwandten, klammerten sich an eine Vergangenheit, an ein Bild von mir, das nicht mehr existierte. Sie konnten oder wollten den Menschen, der ich geworden war, nicht akzeptieren.
Es gab aber auch jene, denen mein früheres Ich Schmerzen zugefügt hatte, bei denen ich unverzeihliche Fehler beging. Ihr Fehlen in meinem Leben hinterließ eine tiefe Leere, ein Leid, das besonders in den nächtlichen Stunden, wenn Stille und Dunkelheit die Gedanken verstärken, fast unerträglich wurde. Diese Menschen konnte ich nur loslassen, indem ich mir selbst für meine Verfehlungen vergab und mir meiner tiefen Liebe zu ihnen bewusst wurde. Diese Selbstvergebung und die bewusste bedingungslose Liebe gaben mir die Kraft, sie gehen zu lassen, ohne jedoch die Tür zu unserer Vergangenheit endgültig zu schließen. Vielleicht finde ich eines Tages ihre Vergebung. Und wenn nicht, so verstehe ich und wünsche ihnen ein Leben voller Fülle und Glück.
In diesem Prozess des Loslassens und der Selbstvergebung liegt eine tiefe Wahrheit über das Leben: Es ist ein ständiges Fließen, ein Geben und Nehmen, geprägt von Schmerz und Freude, von Verlust und Gewinn.
In jedem Dunkel gibt es einen Lichtschein. Ich war nie jemand, der sich in einem Kreis vieler Freunde bewegte. Heute, mehr denn je, überlege ich sorgfältig, wem ich erlaube, tief in mein Leben einzudringen. In dieser bewussten Auswahl erkenne ich eine Wahrheit: Je ehrlicher wir zu uns selbst sind, desto stärker ziehen wir jene Menschen an, die unsere Interessen, Ansichten und Gedanken teilen. Es ist ein Prozess des Findens und Verlierens – wir entdecken Seelenverwandte, die mit uns auf der gleichen Frequenz des Lebens schwingen, und lassen gleichzeitig jene los, die nicht in unseren Rhythmus passen.
Das Leben lehrt uns, dass es oft ratsam ist, dem Fluss des Universums zu vertrauen, sich der Zeit hinzugeben, statt sich verzweifelt an den unzähligen Verzweigungen des Ufers festzuklammern, in dem Versuch, allen zu gefallen. Wie ein Fluss, der stetig und unaufhaltsam seinem Weg folgt, sollten auch wir lernen, uns von der Strömung tragen zu lassen, den Widerstand aufzugeben und uns dem zu öffnen, was das Leben uns bringt. In diesem Loslassen, in dieser Hingabe an den Fluss des Lebens, finden wir vielleicht den wahren Sinn unseres Daseins.
Während der Reise zu mir selbst habe ich vieles gelernt, manches begriffen, einiges verstanden. Ich erkannte, dass ich andere verletzen kann, wenn ich versuche, ihnen meine Wünsche aufzuzwingen. Ich lernte, dass es nicht nötig ist, mich nach einem anderen Leben zu sehnen, denn das Leben im Hier und Jetzt bedeutet zu erkennen, dass alles um mich herum eine Einladung ist, zu wachsen und meine eigene Welt, meine Realität zu gestalten.
Als ich begann, mich selbst zu lieben, hörte ich auf, immer recht haben zu müssen. Ich lernte Bescheidenheit, eine Tugend, die nicht laut spricht, sondern in Stille wächst. Mit zunehmender Selbsterkenntnis verlor ich die Angst vor Konflikten und Problemen, sei es in mir selbst oder mit anderen. In dem Augenblick, als ich beschloss, mein wahres Ich zu leben, begriff ich: