Wahnsinn am frühen Morgen

Wenn ich morgens um halb vier auf der Straße stehe, ist die Welt still. Hier gibt es keine Autos, die vorbeifahren, kein Lärm aus den Nachbarwohnungen, keine Anrufe, keine E-Mails, die meine Aufmerksamkeit fordern. Es ist eine Zeit, in der die Welt in einer Art friedlichen Schwebezustand verharrt, bevor der Sturm des Tages beginnt. In diesen Stunden rede ich mir ein, die Welt gehört mir allein. Es ist, als ob ich ein kleines Stück Zeit stibitze, das niemand sonst bemerkt hat. Und wenn um 5:00 Uhr der Tag für die meisten anderen beginnt, die ersten Vögel singen und die ersten zaghaften Lichtstrahlen durch die Fenster brechen, hinter denen sich Menschen beginnen zu regen, habe ich den ersten Spaziergang hinter mir, ungestört von der Unruhe der Welt. Für mich beginnt jeder Morgen um viertel nach drei, ich mache mich frisch, packe meine Sachen und stehe um halb vier vor der Tür. Ja, der Morgen hat, so sagt man, Gold im Mund. Und das Gold, das ich darin finde, ist das Gefühl, einen Vorsprung zu haben, wenn die anderen gerade erst ihre Augen öffnen. Es ist das Gold der Einsamkeit, der Konzentration, der Stille. Es ist mein Gold, und ich würde es um nichts in der Welt tauschen.

10 Kilometer

In diesen stillen Morgenstunden, wenn ich mit Talko unsere täglichen zehn Kilometer durch die friedliche Landschaft spaziere, über die alten Feldwege, wo das Mondlicht so hell scheint, dass ich meine Taschenlampe in der Tasche lassen kann, finde ich eine besonders kostbare Zeit. Während Talko mit seiner Nase unermüdlich durch das Gras am Wegesrand streift und die Welt auf seine eigene, unnachahmliche Weise erkundet, hebe ich meinen Blick zu den Sternen. An klaren Nächten, wenn kein Wolkenschleier den Himmel bedeckt, betrachte ich das alte Licht der Sterne, das so lange unterwegs war, dass manche ihrer Quellen vielleicht schon erloschen sind, bevor ihr Schein mich erreicht. Oder ich bestaune den Mond, der an solchen Nächten fast 375.000 Kilometer entfernt ist, und dennoch eine Kraft hat, die ausreicht, um gewaltige Meere unserer Erde zu bewegen. Diese Momente der Kontemplation erden mich und erinnern daran, wie nichtig viele meiner täglichen Sorgen sind im Angesicht der unfassbaren Weite des Universums. Jedes Mal, wenn ich in diese Betrachtungen eintauche, finde ich ein Stück Gelassenheit, welche mich den Tag über begleitet, eine stille Gewissheit, dass alles seinen Platz hat im großen Ganzen.

Nun, da der Sommer in den Herbst übergeht, bin ich zurück, bevor die ersten Sonnenstrahlen den Horizont küssen. Die Straßen beleben sich allmählich, während die ersten Menschen ihrer Arbeit entgegeneilen oder von ihr heimkehren. Aus den Fenstern der Wohnungen und Häuser ergießt sich warmes Licht auf die Gehwege und Straßen. Einige sind auf Fahrrädern unterwegs, andere auf E-Scootern, doch nur wenige machen sich zu Fuß auf den Weg. Der unwiderstehliche Duft frischer Backwaren zieht aus der kleinen Bäckerei, die allerdings erst in dreiviertel Stunden öffnet. Und wenn die ersten Kunden ihre frischen Brötchen holen, sitze ich bereits am Küchentisch, genieße meinen Kaffee und esse Magerquark. Zeitungen bekomme ich keine und die meisten Nachrichten bleiben ungelesen und ungehört, da ich bewusst die Flut an Informationen, die täglich auf mich einströmt, reduziere. Es scheint, als hätten die vergangenen Jahre zu viele Bilder, zu viele Geschichten und zu viele unnötige Dinge in mein Leben gebracht, die ich nie wirklich sehen wollte. Diese bewusste Entscheidung, weniger zu wissen, fühlt sich für mich mehr als richtig an.

Die Entscheidung, jeden Morgen Sport zu treiben, erweist sich als ebenso treffend. An jedem Tag, bis auf Mittwoch und Sonntag, widme ich mich einem 90-minütigen Training. Der Beginn ist stets gleich: Aufwärmen mit Laufen auf der Stelle, rhythmisch die Knie hebend, schneller und schneller. Dann folgt imaginäres Seilspringen, synchron zur Musik. Langsam spüre ich, wie die Wärme meinen Körper durchdringt, mein Puls sich erhöht und meine Atmung schneller wird. Burpees – ein Sprung, ein Beugen, ein Liegestütz, zurück in den Stand. Die Minuten ziehen sich, jedes Intervall fordert seinen Tribut. Es wechseln Planks mit schnellen Fußbewegungen und weiteren Burpees. Mein T-Shirt ist durchgeschwitzt, Schweiß tropft zu Boden, jede Atempause ist eine kleine Erlösung.

Es folgt ein Kettlebell-Training. Ich nehme die verschieden schweren Kettlebells zur Hand und starte mit Schwüngen. Die Kettlebells fordern Präzision und Kontrolle; ich schwinge sie zwischen meinen Beinen hindurch, hoch bis zur Brust. Meine Schultern und Arme nehmen die Anstrengung auf. Dann kommen Kniebeugen, die Kettlebell vor der Brust, um Beine und Bauch intensiv zu beanspruchen. Jede Bewegung zielt darauf ab, die Muskeln vollständig zu aktivieren. Dann kommen die Kurzhanteln zum Einsatz. Für die Arme mache ich Bizeps-Curls, langsam und kontrolliert, die Muskelkontraktion intensivierend mit jedem Zug. Trizepsdrücken über dem Kopf folgt, um die Rückseite der Oberarme zu straffen. Die Schultern bearbeite ich mit seitlichen Hebeübungen und Frontraises, stets aus dem Schultergelenk heraus. Auch die Brust wird nicht vernachlässigt. Liegestütze in verschiedenen Handpositionen, um unterschiedliche Bereiche der Brustmuskulatur zu fordern, gefolgt von Brustpressen mit Kurzhanteln, liegend auf einer Matte. Ich atme tief ein, senke die Hanteln, und atme aus, während ich sie kraftvoll nach oben drücke. Zum Abschluss konzentriere ich mich auf die Bauchmuskulatur. Crunches, Beinheben und Planks in Variationen halten die Intensität hoch und fordern den gesamten Core. Die Anstrengung ist greifbar, und jede Serie bringt mich meinem Ziel näher, einen fitten und gesunden Körper zu formen.

Durch diese disziplinierte und umfassende Morgenroutine ist es kaum verwunderlich, dass ich bis 9:00 Uhr bereits 2.000 zusätzliche Kalorien verbrannt habe. Das intensive Training, gepaart mit einem zehn Kilometer langen Spaziergang, stellt meinen Körper vor eine enorme energetische Herausforderung. Diese Aktivitäten sind gezielt darauf ausgelegt, eine maximale Kalorienverbrennung zu erreichen, verstärkt durch die Intensität und die Vielfalt der Übungen. Das frühe Aufstehen kombiniert mit sofortiger körperlicher Aktivität treibt meinen Stoffwechsel schnell in die Höhe, was zu einem erheblichen Kalorienverbrauch schon am frühen Morgen führt. Diese Form des morgendlichen Trainings beeinflusst nicht nur meine körperliche Gesundheit positiv, sondern auch meine geistige Klarheit und mein emotionales Wohlbefinden. Die Ruhe und Stille des Morgens, zusammen mit der körperlichen Anstrengung, kreieren eine Atmosphäre der Einkehr und Selbstreflexion, die es mir ermöglicht, den Tag mit einem Gefühl von Vollkommenheit und Zufriedenheit zu beginnen. Indem ich mich selbst herausfordere und meinen Körper an seine Grenzen treibe, entdecke ich einen tiefen inneren Frieden, der mich den ganzen Tag begleitet und mich darauf vorbereitet, sämtliche Herausforderungen mit Zuversicht und Entschlossenheit zu meistern.

Tatsächlich fühlt sich jeder Morgen an, als würde ich mich Schritt für Schritt einem titanischen Zustand nähern. Mit jedem Sprung, jedem gehobenen Gewicht und jeder vollendeten Wiederholung wächst nicht nur die Stärke meines Körpers, sondern auch die Unbeugsamkeit meines Willens. Der Morgendunst wirkt wie der Vorhang zu einer Bühne, auf der ich täglich das Drehbuch eines epischen Dramas schreibe, dessen Hauptdarsteller ich selbst bin, unaufhaltsam auf dem Weg, meine eigene Legende zu formen. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur bescheuert. Wer weiß das schon?