Texte.
Es gibt Abende, an denen der Regen leise gegen die Fenster tropft und man das Gefühl hat, dass die Welt draußen den Atem anhält. In einer Pfütze spiegelt sich das Licht einer Laterne, schwach, flackernd, als hielte sie es nicht mehr lange aus. Auf der Bank an der Bushaltestelle sitzt ein alter Mann, die Hände tief in den Taschen, als bewahrte er etwas auf, das niemand mehr sehen soll. Neben der Kirche lehnt ein Fahrrad, der Reifen platt, die Kette verrostet. Keiner scheint es zu vermissen. Auf dem Spielplatz liegt ein Ball vor dem Zaun, vom Wind angestoßen, immer wieder, als wolle er doch noch geholt werden. Es gibt Geschichten, die nur am Rand der Welt entstehen. Nicht in den Bars der Städte, sondern in kleinen Ecken und schmalen Straßen. Und wenn die Nacht dem Tag das Leben nimmt und Rauch aus den Schornsteinen steigt, wenn irgendwo ein Hund bellt und wieder verstummt, dann legt sich eine Ruhe über alles, die schwerer ist als jedes Wort.
Aus solchen Momenten entstehen meine Texte. Einige sind Erinnerungen an das, was wirklich geschah, andere reine Erfindung, geboren aus einem Gedanken oder einem Bild. Und doch tragen alle denselben Kern, das Bedürfnis, festzuhalten, was sonst unbemerkt verloren gehen würde.
Vom Sterben der Dinge.
Wir verglühen, ohne es zu merken.
Es tickt… Irgendwo, während ich am Fenster sitze. Draußen fast nur Stille. Der Himmel hängt schwer über allem. Es ist einer dieser Tage, an denen die Welt so ruhig scheint, dass man das eigene Atmen hört. Der Dampf meiner Tasse verliert sich. Langsam. Das Licht ist gedämpft. Der Wind hat aufgehört, selbst die Bäume wirken, […]
Nach dem Regen.
Aber es hört nie ganz auf zu regnen.
Der Regen hat aufgehört. Und doch ist die Welt noch voll davon. An einem Haus läuft Wasser aus den Rinnen des Daches, sammelt sich am Rand der Straße und findet immer neue Wege, um irgendwohin zu verschwinden. Der Himmel ist bleigrau. Wie längst gebrauchte Leichentücher, ohne Kontur, als hätte er die Form vergessen. Die Felder […]
Die Geometrie der Zeit.
Wir messen, was wir nicht verstehen.
Und vielleicht ist die Zeit ja gar kein gerader Weg. Kein Strom, der uns irgendwohin führt. Vielleicht ist sie mehr wie ein Raum, der sich dehnt und zusammenzieht. Wie ein Atem, den man nicht kontrollieren kann. Die meisten Menschen glauben, sie würde vergehen, als könnte man sie verlieren, wenn man nicht aufpasst. Aber das stimmt […]
Bis es still wird.
Und nichts mehr übrig ist als Staub.
Wir sind nur Geschichten, die sich selbst erzählen, bis sie verstummen. Zwischen Geburt und Tod ein paar Jahre, in denen wir glauben, irgendetwas zu verstehen. In den Fenstern spiegelt sich das Licht der Bildschirme, Gesichter leuchten kurz auf, verschwinden wieder. Menschen reden, ohne zuzuhören. Lachen, ohne Freude. Und irgendwo, mitten in all dem, sitzt jemand […]
Oktober.
Alles, was bleibt, ist der Augenblick.
Oktober. Er ist da. Er kam fast unscheinbar. Kein Feuerwerk. Kein lauter Auftakt. Nur ein sanftes Kippen der Tage. Leise, fast schüchtern. Man wacht auf und merkt, dass die Luft kühler ist, die Jacke am Haken plötzlich wieder Sinn hat. Auf den Straßen liegen Kastanien. Halb zertreten und doch glänzend wie Münzen, die niemand mehr […]