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Torsten Luttmann

Also gut, über mich…

Auf dem Schreibtisch liegt ein Stapel alter Fotos. Vergessen wie ein Haus, in dem niemand mehr wohnt. Manche vergilbt, andere gestochen scharf. Augen, die zurücksehen, ohne noch jemanden zu erkennen. Daneben ein Stift, seit Stunden unbewegt. Seine Mine längst stumpf. Doch er wartet, als wüsste er, dass irgendwann wieder Worte aus ihm fließen. Und irgendwo zwischen all dem bin ich.

Mein Name ist Torsten. Torsten Luttmann. Geboren 1981. Seitdem sind Jahrzehnte vergangen. Jeder Tag hat Zeichen hinterlassen. Graue Strähnen im Haar, wie Staub nach einem Sturm. Linien im Gesicht, wie eine Landkarte, die keiner mehr liest. Vielleicht hat die Zeit mich geprüft, vielleicht der Tod schon einmal Maß genommen. Ein kurzes Stehenbleiben. Ein Blick. Dann ist er weitergezogen. Mein Weg ist noch nicht zu Ende. Was das Leben betrifft, ich war mal gut darin, mal nicht so gut. Ich habe Fehler gesammelt wie andere Münzen. Und manches zugleich richtig gemacht, ohne es zu wissen. Und zwischen all dem blieb immer etwas übrig. Ein Rest. Ein Schimmer. Manchmal Schmerz. Manchmal Freude. Wie in jedem Leben. Alles andere wäre eine Lüge.

Nichts davon glich den Bildern aus Hochglanzmagazinen. Nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung. Es roch nach Holz und Staub, nach Diesel und kaltem Eisen. Baustofflager. Kanthölzer. Bretter. Paletten voller Zement. Splitter in den Fingern. Schweiß auf der Stirn. Das Quietschen von Bremsen, das metallische Echo, wenn ein LKW im Morgengrauen rückwärts an die Rampe rollte. Stimmen, die im Nebel kurz verhallten. Rechnungen und Lieferscheine, gestapelt, sortiert, abgeheftet. Kaufmann im Groß- und Außenhandel. Ein Titel, nicht mehr.

Dann Zivildienst. Gelegenheitsjobs. Stationen, die kamen und gingen, wie Haltestellen ohne Ziel. Später Glasfassaden. Anzüge, Sitzungen. Das Klicken von geputzten Schuhen auf trockenem Stein. Strategien. Zahlen, Konzepte, endlose Präsentationen. Marketing in einer Bank. Zweite Etage. Ein Büro groß wie ein Wohnzimmer, der Teppich grau, die Luft trocken vom Summen der Klimaanlage. Tägliche Zusammenarbeit mit dem Vorstand. Ordnung, Systeme, Strukturen. Ich verstand, wie sie gebaut werden, wie sie funktionieren. Doch irgendwann blieb nur Leere. 2014 nahm ich eine Kamera in die Hand. Zum ersten Mal nicht nebenbei, nicht halb. Zum ersten Mal hauptberuflich, selbstständig.

2025 gab ich die Selbstständigkeit auf. Ein Schnitt. Leise. Endgültig. Zurück ins Angestelltenverhältnis. Marketing. Fotos. Texte. Social Media. Kleine Grafiken, große Drucksachen. Schilder, die erklären. Flyer, die mitgenommen werden. Posts, die kamen und gingen wie das Wetter. Alles ist gut. So, wie es sein soll. Und doch bleibt Veränderung möglich.

Das Spektakel zieht mich nicht an. Nicht das, was laut nach Aufmerksamkeit ruft. Ich habe gelernt, leiser zu sein. Worte sparsamer zu wählen. Mehr zu sehen, weniger zu sagen. Das Licht, das in ein Treppenhaus fällt. Der kurze Moment, wenn sich zwei fremde Blicke treffen. Eine Straße, die im Morgenlicht leer ist. Eine Katze, die im Halbschatten verschwindet. Kleine Dinge, die bleiben, wenn das Große schon vergessen ist.

Schreiben und Fotografieren sind für mich derselbe Impuls. Ein Reflex. Festhalten, was verschwindet, bevor es sich auflöst. Heute nenne ich mich Autor. Fotograf. Kolumnist. Worte, die vielleicht zu groß klingen. Aber im Kern bedeuten sie, dass ich Geschichten erzähle. Aus den Rändern des Alltags. Aus Augenblicken, die zwischen den Sätzen liegen. Geschichten, die nicht erklären. Und doch etwas hinterlassen. Ein Rest. Ein Schimmer. Ich denke, manchmal reicht das.

Alles wirkte gedämpft, beinahe still. Als würde die Welt den Atem anhalten. In einem Dorf, irgendwo zwischen Warstein und Olsberg, stieg Rauch aus einem Schornstein. Es roch nach Holz, nach einem alten Ofen, der in einem Haus stand, in dem die Zeit langsamer verging. Vor der Tür standen Gummistiefel, die Spuren vom Acker trugen. Ein Hund bellte, einmal nur, dann war wieder Ruhe.
Torsten Luttmann
Der fünfte Dezember. Der Abend vor Nikolaus. Stief Der fünfte Dezember. Der Abend vor Nikolaus.
Stiefel. Dunkelheit. Ein leiser Abend. Und irgendwo riecht es nach gebrannten Mandeln.
Ein paar rote Beeren im dunklen Grün. Weihnachten Ein paar rote Beeren im dunklen Grün.
Weihnachten auf die schlichteste Art.
Und die Vorfreude auf einen dieser Abende, an denen es nach gebrannten Mandeln riecht und das Licht warm leuchtet.
1. Advent. Ein ruhiger Tag im Wald. Kühle Luft, we 1. Advent. Ein ruhiger Tag im Wald.
Kühle Luft, weicher Boden, weiter Weg.
Der Hund voraus, ich mit der Kamera und Stativ dahinter.
Gehen, gucken, nichts müssen. Perfekt.
Manchmal reicht es, den Hund neben sich zu haben u Manchmal reicht es, den Hund neben sich zu haben und dieses letzte bisschen Licht, das noch bleibt, selbst wenn draußen längst alles dunkel wird.
Sonntag. Frost im Gras. Ein paar Stunden im Wald. Sonntag. Frost im Gras. Ein paar Stunden im Wald. Kein Lärm. Kein Stress. Nichts, das schneller sein müsste als ich. Der Wald hält Abstand. Weiter vorn hebt ein Reh kurz den Kopf, sieht herüber und verschwindet wieder.
Vielleicht mag ich diese Stunden im Wald, weil sie Vielleicht mag ich diese Stunden im Wald, weil sie mir zeigen, dass Veränderung nicht laut sein muss. Und dass sie nicht über Nacht kommt, sondern Schritt für Schritt. Manchmal so leise, dass man sie erst bemerkt, wenn man stehen bleibt und tief durchatmet. 

2025 fühlt sich inzwischen wie ein Zwischenraum an. Ein Jahr, das sich sortiert und aussortiert. Und trotzdem trägt es etwas in sich, das irgendwie größer ist.

Früher dachte ich ja, man müsse Menschen beweisen, dass man da ist. Heute verstehe ich, dass das Wichtigste manchmal darin liegt, niemanden zu stören. Nicht einmal sich selbst. Die Welt ordnet sich leise, wenn man aufhört, an ihr herumzuziehen. 

Ich habe auch lange geglaubt, Veränderung müsse man festhalten und kontrollieren. Heute sehe ich, dass vieles leichter wird, wenn man der Zeit erlaubt, ihren eigenen Takt zu schlagen. Manche Wege öffnen sich erst, wenn man aufhört, sie zu erzwingen. Und manches Gute kommt erst dann, wenn man den Mut hat, das Alte wirklich wirklich hinter sich zu lassen.

2026 macht mir manchmal Angst. Nicht, weil ich etwas verliere, sondern weil sich so viel verschiebt. Weil das Unbekannte immer ein Stück Dunkelheit in sich trägt. Aber vielleicht liegt genau hinter dieser Dunkelheit das, was man sucht, ohne es schon benennen zu können. Vielleicht braucht das Leben diese schmale Kante zwischen Zweifel und Hoffnung, um zu zeigen, dass wir mehr können, als wir glauben. 🤷🏻‍♂️

Naja. Ich gehe ab jetzt langsam. Schritt für Schritt. Ohne etwas beweisen zu müssen, ohne das Bedürfnis, jemanden mitzuziehen. Alles, was bleibt, bleibt von selbst. Alles Gute kommt, wenn es will. Und alles, was mich erwartet, wartet nicht darauf, dass ich schneller werde, sondern nur darauf, dass ich weitergehe. Auch wenn der Weg dunkel ist. Auch wenn ich nicht weiß, wohin. Einfach weiter, ohne Stress und ohne Erwartungen. Alles andere findet seinen Platz.

Alle Fotos © 2025 Torsten Luttmann - IMPRESSUM | DATENSCHUTZ
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